Mutterkuhhaltung
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzog sich in den vergangenen Jahren bei der Grünlandbewirtschaftung ein Wandel in der Rindviehhaltung hin zu der von unseren Landwirten vermehrt praktizierten arbeitsmindernde Mutterkuhhaltung. Dadurch können in den Nebenerwerbsbetrieben Beruf und Landwirtschaft besser in Einklang gebracht werden.
Die Mutterkuhhaltung verfolgt das Ziel, zumindest die Muttertiere und Kälber während der ganzen Vegetationsphase gemeinsam auf der Weide zu halten.
Im Idealfall kommt das Kalb bereits im Frühling zusammen mit seiner Mutter auf die Weide, saugt dort bei der Mutterkuh, zupft Gräser und Kräuter so lange wie es will und wächst so im Verlaufe einer Weidesaison natürlich zu einem stattlichen Jungrind heran, das dann beim Weideabtrieb im Spätherbst nicht mehr Kalb ist, aber auch noch nicht als ausgewachsenes Rind bezeichnet werden kann. Das Fleisch dieser bis 12 Monate alten Tiere hat den Vorzug, kräftiger und würziger zu schmecken als Kalbfleisch und doch zarter zu sein als Rindfleisch.
Diese Gesichtspunkte der Tierhaltung entsprechen genau den Vorgaben zur Fleischproduktion in der Gersbacher Erzeuger-Verbraucherinitiative, die von Anfang an ökologische und wirtschaftliche Gesichtspunkte zu vereinen wusste und inzwischen als Modellprojekt weit über die Landesgrenzen hinaus wirkt.
Die einhergehenden Vorzüge der natürlichen Aufzucht, dem gesundem Aufwachsen auf der Weide und einem guten Futterangebot entsprechen auch den Vorstellungen von bewusst einkaufenden Verbrauchern, die den Fleischverzehr im Zusammenhang sehen mit einem möglichst natürlichen und stressfreien Heranwachsen der Tiere und für die der Fleischkauf mit gesundheitlichen und ernährungswissenschaftlichen Gesichtpunkte verbunden ist.
Auch die Mutterkuhhaltung ist freilich ohne eine ökologisch orientierte staatliche Zuschusspolitik nicht möglich. Die Bergland e.V. Gersbach befürwortet deshalb alle Maßnahmen zur Förderung von extensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen in der Höhenlandwirtschaft, die umweltgerecht von möglichst wenigen Tieren beweidet werden. Davon profitieren nicht nur die Tiere, sondern auch alle Menschen aus der Region, die Ruhe und Erholung unserer vielfältigen Kulturlandschaft suchen.